PRESSEMITTEILUNG
29.07.2016
Archäologie Schweiz
Landesmuseum Zürich eröffnet Neubau
Das Landesmuseum Zürich eröffnet am 31. Juli, dem Vorabend des Schweizer Nationalfeiertages, seine neue Dauerausstellung ‚Archäologie Schweiz’, gestaltet von ATELIER BRÜCKNER. Sie befindet sich im Neubau der Architekten Christ & Gantenbein, der auf skulpturale Weise den historistischen Altbau des Museums ergänzt und einen durchgehenden Museumsparcours ermöglicht. 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche legen sich in Blitzform zwischen die bestehenden kulturhistorischen Präsentationen des Schweizer Nationalmuseums. Es entstehen neue Zugänge zur Vergangenheit – nicht nur für Schweizer.
ATELIER BRÜCKNER hat mehr als 1300 Objekte helvetischer Archäologie zu drei ausdrucksstarken Themeninszenierungen geordnet: Homo, Natura und Terra. Die vielfältigen Exponate, darunter auch der auf 180 n. Chr. datierte, römische Grabstein, auf dem erstmals der Name Zürich erwähnt wird, behaupten sich vor der kraftvollen Architektur aus grauem Sichtbeton.
Herz der Ausstellung ist der Bereich Homo, der einen chronologischen Überblick über die Sammlungsbestände des Museums bietet: 100 000 Jahre Menschheitsgeschichte von der Altsteinzeit bis ins Frühe Mittelalter. Je rund 200 Exponate fügen sich zu sechs narrativen Epochenbildern, die in Exponatauswahl und -anordnung repräsentativ für eine Zeitspanne stehen. Raumhoch prägen sie die Längswände des Raumes und verdeutlichen die sich wandelnde Kultur: Von ersten wenigen Steinwerkzeugen, luftig arrangiert wie eine Herde, über Exponate, die wie ein römisches Straßenraster angeordnet sind, bis hin zu den frühmittelalterlichen Machtzentren, die sich in einer kreisförmigen Exponatanordnung ausdrücken. Mit einem beweglichen Scanner können die Besucher zu jedem Objekt detaillierte Informationen abrufen, beispielsweise zu einem der ältesten Wagenräder Europas (um 3200 v. Chr.), das medial vervollständigt wird.
Aus dieser chronologischen Präsentation herausgegriffen und ins Zentrum des lang gestreckten Raumes gerückt sind sieben absolute Hauptwerke der Museumssammlung, darunter ein fein verzierter Lochstab aus Rentiergeweih mit den ältesten figürlichen Darstellungen der Schweiz (13 000 v. Chr.), eine Schale aus purem Gold, punziert mit Gestirnen und Tieren (1100 v. Chr.) und der berühmte Schatz von Erstfeld, bestehend aus wertvollen goldenen Hals- und Armringen, datiert um 390 v. Chr. Filmische Szenen, projiziert auf die Rückwand der Vitrinen, erzählen die Geschichten der ausgestellten Objekte als Geschichten der Menschen, denen sie ehedem gehörten und derer, die sie gefunden haben. Protagonist ist beispielsweise ein Kelte, der seinen Goldschatz den Göttern gewidmet der Erde übergibt, bevor er zu seiner Reise über den Gotthard aufbricht. Interaktiv, durch Berührung der Vitrine, öffnet sich das Fenster in die Vergangenheit.
Grafisch verbunden sind die Highlightvitrinen durch ein Bodenband. Es durchzieht den gesamten Raum und zitiert allgemein menschliche Begriffe wie Ehre, Leidenschaft, Schutz und Trauer. Der Museumsbesucher reiht sich hier ein, indem er, leicht erhöht, innerhalb der letzten Vitrine Platz nehmen kann. Eine Audio-Einspielung des Textes „Ich in der Silikonzeit“ des Schweizer Philosophen Stefan Zweifel regt zur Reflexion über Zeit und Vergangenheit an.
Der anschließende Raum Natura lenkt den Blick auf den naturkundlichen Zusammenhang der archäologischen Exponate. Eine animierte Zeichnung, großflächig projiziert auf eine monumentale, schräg laufende Wand, bringt die Schweizer Landschaft direkt ins Museum. Der Besucher erforscht an sieben Themenstationen Pflanzen-, Tier- und Mineralfunde und erweckt damit zusätzliche Szenen in der Projektion zum Leben. Bis zu sieben animierte Illustrationen gleichzeitig sind möglich. Jene veranschaulichen den Einfluss des Menschen auf die Natur sowie die Wechselwirkung von Umwelt und Menschheit. Das Horn eines wilden Auerochsen, Leitexponat einer Themeneinheit, ist beispielsweise mit einer Szene verknüpft, die Ochsen beim Pflügen der ersten Felder zeigt.
Den Bezug von Exponat und Fundort stellt schließlich der gegenüberliegende Raum heraus. Er trägt den Titel Terra und kann räumlich und inhaltlich ebenfalls als Zugang zur Ausstellung verstanden werden – beginnt die Erforschung der Vergangenheit doch stets mit der Untersuchung der archäologischen Landschaft. Die Faszination der Objekte im Kontext zum Fundort findet hier ihren szenografischen Ausdruck.
Der Besucher flaniert unterhalb der Schweizer Landschaft, einem orographischen, im Raum schwebenden Rippenmodell. Je nach Standpunkt erscheint diese schimmernde Aluminiumskpultur, die aus über 3000 Einzelteilen besteht, geschlossen kompakt oder lichtdurchflutet offen. Geografisch markante Fundorte sind über abgependelte Lichtelemente mit herausgehobenen archäologischen Schätzen verbunden, darunter ein Weidenkörbchen aus einer Pfahlbausiedlung am Zürichsee (1100 – 800 v. Chr.; Fundhöhe: 406 Meter ü.M.) und ein Steinwerkzeug aus Bergkristall (um 6500 v. Chr.), das in einer Höhe von 1494 Metern ü.M. im Kanton Uri entdeckt wurde. Eine Lichtchoreographie, die den Tagesverlauf nachbildet, bringt Bewegung mit sich. Dynamische Schatten wandern über Boden, Wände und Besucher hinweg – und verdeutlichen auf poetische Weise den Lauf der Zeit.
-
Archäologie Schweiz. Homo.
Foto: Daniel Stauch -
Archäologie Schweiz.
Foto: Daniel Stauch -
Archäologie Schweiz. Natura.
Foto: Daniel Stauch -
Archäologie Schweiz. Terra.
Foto: Daniel Stauch
KONTAKT
Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich
Museumsstraße 2
8021 Zürich
www.nationalmuseum.ch
Andrej Abplanalp
Leiter Kommunikation & Marketing
T. +41 584666663
andrej.abplanal(at)snm.admin.ch
Dr. des. Luca Tori
Kurator "Archäologie Schweiz", Leiter Abteilung Kulturgeschichte III
T. +41 584666743
luca.tori(at)snm.admin.ch
ATELIER BRÜCKNER GmbH
Claudia Luxbacher, Presse und Kommunikation
T. +49 711 5000 77 126
presse(at)atelier-brueckner.com
www.atelier-brueckner.com