MEDIENMITTEILUNG
10.10.2019
Schweizerisches Nationalmuseum – Landesmuseum Zürich
Raum und Exponat – Westflügel neu eröffnet
ATELIER BRÜCKNER inszeniert die neue Dauerausstellung „Die Sammlung“ im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich. Von 11. Oktober an ist sie im Westflügel des Landesmuseums zu sehen, dem ältesten, nun komplett sanierten Gebäudeteil (Sanierung: Christ & Gantenbein). „Die Herausforderung ist der historische Bestand“, so Luca Tori, leitender Ausstellungskurator am Landesmuseum. „Die Räume selbst sind Exponat“.
Das Landesmuseum, 1898 eröffnet, ist eines der bedeutendsten Bauwerke des Historismus in der Schweiz. Der Architekt Gustav Gull entwarf ein eindrucksvolles, burgähnliches Ensemble, das historischen Interieurs aus der gesamten Schweiz eine neue Heimat gab. Die translozierten Innenräume bieten einen Überblick über Schweizer Wohnkultur vom 15. bis zum 17. Jahrhundert. Ein Schwerpunkt liegt bei aufwändig vertäfelten Wohnstuben des gehobenen Bürgertums. Diese historischen Räume, zudem Stil-Räume und mehrere Turmzimmer mit originalem Vitrinenbestand, prägen den Altbau, der über 7000 Exponate zeigt: Vom sakralen Palmesel aus dem 11. Jahrhundert bis hin zum edlen Valentino-Kleid aus dem Jahr 2014. Auf rund 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche entsteht ein Überblick über Schweizer Kunsthandwerk aus 1000 Jahren.
ATELIER BRÜCKNER legt den Fokus auf szenografische Setzungen, die dem historischen Ensemble zur Lesbarkeit verhelfen. Die Szenografie denkt die Exponate mit den Räumen und inszeniert die Räume als Exponat. Objektpräsentationen sind von den Wänden abgerückt. Szenografische Eingriffe – meist in der Raummitte platziert ¬– erzählen Geschichten zum Raum oder den Sammlungen. Ofenmodelle stehen beispielsweise im Zentrum des Rosenburg-Zimmers, datiert 1566, das selbst einen prunkvollen, historischen Ofen aufweist. Die Modelle stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert und dienten als Verkaufsvorlage. Sämtliche Informationen sind viersprachig aufbereitet. Tablets bieten vertiefenden Inhalt.
Inhaltlich wie gestalterisch trägt die Szenografie zu einer Rhythmisierung der Raumfolge bei. Die Setzungen sind abwechslungsreich und wecken immer wieder neu die Aufmerksamkeit. Die Vielfalt wird zum Erlebnis: In der „Sala Pestalozzi“ (um 1585) ist der Fußboden als Spiegelfläche gestaltet, um den Blick der Besucher auf die prunkvolle Decke zu lenken. Im „Lochmannsaal“, benannt nach seinem Besitzer Heinrich Lochmann, erzählen Figurinen aus Papier, gestaltet von der belgischen Künstlerin Isabelle de Borchgrave, die Geschichte der Personen, die im umlaufenden Fries portraitiert sind. Der Saal, datiert 1667, diente ehedem als Ballsaal und befand sich im Haus zum Langen Stadelhof in Zürich.
Im Oetenbach-Raum (1521) sind Teile der Wandvertäfelung in die Raummitte gezogen und verweisen damit auf ihre Translokation. Der Raum wurde 1894 aus zwei Räumen eines Zürcher Klosters zusammengebaut und historisierend ergänzt.
Eine besondere Stellung innerhalb der Ausstellung haben drei Anschlussräume, die den Übergang der Sammlungspräsentation zu weiteren Bereichen der Dauerausstellung markieren: Der Raum „Menschen“ greift die Rasterung der historischen Holzdecke (Nachbildung der romanischen Holzdecke der Kirche St. Martin in Zillis) in einer Wandprojektion auf und zeigt Darstellungen von Menschen, die in der neuen Dauerausstellung zu sehen sind.
Eine raumbild-prägende, ringförmige Vitrine steht im Zentrum des zweiten Anschlussraumes, der, von der Ruhmeshalle her kommend, den Auftakt zu den neu inszenierten Räumen bildet. Mehr als 1500 Fingerringe – vom Alten Ägypten bis in die Gegenwart – erhalten hier eine geschlossene Präsentation. Sie fokussiert das Thema „Sammlung“.
Im Arbonsaal schließlich, benannt nach seiner Eichendecke (um 1515), die aus Schloss Arbon stammt, geht es um „Räume“. Er stellt die Gebäudestruktur des Museums vor. Ein Modell im Maßstab 1:200 gibt das gesamte, 2016 erweiterte Bauensemble wieder. 1:50 Modelle zeigen eine historische Stube, nämlich das Pestalozzi-Zimmer, und einen Stil-Raum, die Obere Kapelle. So erhält der Besucher einen Überblick über die Unterschiedlichkeit der Raumtypen.
Der Arbonsaal grenzt direkt an den skulpturalen Neubau des Museums, der, eröffnet im Jahr 2016, von den Architekten Christ & Gantenbein stammt. Er schließt den hufeisenförmigen, historistischen Museumskomplex und ermöglicht einen durchgehenden Museumsrundgang. Im Neubau befindet sich, neben einer großzügigen Fläche für Sonderausstellungen, die Dauerausstellung „Archäologie Schweiz“ – ebenfalls gestaltet von den Stuttgarter Szenografen ATELIER BRÜCKNER.
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Landesmuseum Zürich, Die Sammlung, Lochmannsaal.
Foto: Daniel Stauch -
Landesmuseum Zürich, Die Sammlung Sala Pestalozzi.
Foto: Daniel Stauch -
Landesmuseum Zürich, Die Sammlung, Untere Kapelle Palmesel.
Foto: Daniel Stauch -
Landesmuseum Zürich, Die Sammlung, Obere Kapelle.
Foto: Daniel Stauch -
Landesmuseum Zürich, Die Sammlung, Ötenbach Raum.
Foto: Daniel Stauch -
Landesmuseum Zürich, Die Sammlung, Ringvitrine.
Foto: Daniel Stauch -
Landesmuseum Zürich, Die Sammlung.
Grundriss: Atelier Brückner