MEDIENMITTEILUNG
Herausgeber: Haus der Geschichte Baden-Württemberg
16.02.2022
NEUE WISSENSCHAFTSABTEILUNG IM MUSEUM: KEILSCHRIFT UND HI-TECH
Stuttgart (hdgbw) – Eine zerbrochene Brille, ein mysteriöses Steinkind, eine Dissertation von Schiller – unter einem Sternenhimmel in einem rätselhaften Raum: Der Bereich „Wissenschaft und Forschung“ im Haus der Geschichte Baden-Württemberg wurde neu konzipiert und umgebaut. Ab sofort kann er im Themenpark des Stuttgarter Museums besichtigt werden. „Die Ausstellung ist dem Forschungsland Baden-Württemberg gewidmet. Sie beleuchtet anhand von einzigartigen Objekten von der Jahrtausende alten assyrischen Keilschrift bis zur Mikrochirurgie die Entwicklung der Wissenschaften im Land“, sagte die Direktorin des Hauses der Geschichte, Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger, beim Jahresmediengespräch. „Wir fragen nach Wissenschaft und Verantwortung, nach Lösungsansätzen für Zukunftsfragen“, so Kurator Dr. Immo Wagner-Douglas. „Die mehr als 180 Ausstellungsstücke aus 200 Jahren Forschungsgeschichte erzählen aber auch vom Aufstieg der Wissenschaft an den Hochschulen, von Utopien und Erfolgen der Forscherinnen und Forscher.“ Die Museumsabteilung erscheint als eine geheimnisvolle Galaxie, die nach und nach den Blick auf einzelne Sektoren freigibt. Die Inszenierung des Ateliers Brückner stellt 16 Leitobjekte ins Zentrum des Raumes. Sofort ins Auge fällt die Büste Friedrich Schillers. Sie lenkt den Blick auf eine Rarität: seine Dissertation. In der wissenschaftlichen Arbeit erläuterte der junge Mann und spätere Dichter, wie Natur und Geist, Körper und Seele in Zusammenhang gebracht werden. Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, Natur- und Ingenieurswissenschaften kommen in dem neuen Bereich im Haus der Geschichte zusammen. Die ältesten Stücke werden über 2600 Jahre alte Tontafelfragmente aus Assur sein, die bald eingebracht werden können, nachdem die Abteilung nun komplett fertiggestellt ist. Sie gehören zu den frühesten Schriften der Menschheitsgeschichte und werden an der Universität Heidelberg erforscht. Andere Vitrinen widmen sich dem Zukunftsantrieb Brennstoffzelle oder Nobelpreis-gekrönter Genforschung. Für Vergangenheit und Zukunft der Geburtsforschung steht das sogenannte Steinkind. Es wurde 1720 in Leinzell bei Schwäbisch Gmünd im Körper einer gestorbenen 91-jährigen Frau gefunden. Sie hatte jahrzehntelang davon gesprochen, dass sie ein Kind in sich trage. Tatsächlich war das Ungeborene im Mutterleib gestorben und „versteinert“. Das Steinkind kam als Schaustück in die Sammlung des Herzogs, wurde aber auch von Wissenschaftlern an mehreren europäischen Forschungseinrichtungen untersucht. Heute gehört es der Universität Tübingen. Wie in der dortigen Frauenklinik Fortschritt aussah und aussieht, zeigen ein Geburtsstuhl aus dem Jahr 1850 und ein hochmodernes Endoskop für mikrochirurgische Eingriffe in der Fruchtblase. Der Wehenschreiber ist ebenfalls ein Baby aus Baden-Württemberg. In der neuen Abteilung treffen sich außerdem eine Reihe von bedeutenden Philosophen und Sozialwissenschaftlern: etwa Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Max Weber, Martin Heidegger und Karl Jaspers. Der Philosoph Ernst Bloch führte trotz seiner Lehrtätigkeit und der Verehrung, die ihm entgegengebracht wurde, kein wirklich wohlständiges Leben. Davon zeugt seine zerbrochene und immer wieder geklebte Brille in der Ausstellung.
An außergewöhnliche Ingenieurleistungen erinnert unter anderem ein mehr als hundert Jahre alter Film vom Start eines Riesenflugzeugs am Bodensee. Einen Meilenstein für die Gleichberechtigung der Frau bedeuteten die Schriften von Margarete von Wrangell, die an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim zur ersten Professorin Deutschlands wurde.
Fotos stehen im Internet zum Download bereit:
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